Wir kennen den Ausspruch „Not lehrt beten“. Diese Erfahrung kann für die einen zutreffen und für die anderen nicht. Für einige ändert sich der Ausspruch in: „Not lehrt fluchen“. Beide Erfahrungen sind für die Bewältigung von Krisen und Lebensschicksalen wichtig. Sie unterstreichen, wie wichtig es ist, die Not in Dialog zu bringen, herausschreien zu können. Dafür kennt die Bibel, und nicht nur sie, die Klage. Mehr als die Hälfte der Psalmen sind Fluch- und Klagepsalmen.

„Dem Meer des sprachlosen Todes Land abgewinnen“ schreibt Dorothee Sölle in ihrem Buch „Das Leiden“. Beten ist sprechen, in Dialog treten, ein Gegenüber haben, um aus dem Schweigen und In-sich-hinein-Schlucken auszubrechen.

Beispiele aus der Bibel und aus der Literatur sowie der angebotene Erfahrungsaustausch wollen zur Klage ermutigen. Denn: Wer klagt, der hofft, und wer hofft, dem wachsen die Kräfte zu, das Veränderbare zu verändern und dem Unveränderbaren Raum zu geben, ohne daran zu zerbrechen.