Der handschriftlich adressierte Briefumschlag, vertraute Bewegungszüge in den Handschriften unserer Mitmenschen oder der persönliche Ausdruck in einer kurzen Notiz wecken unsere Aufmerksamkeit. Wir finden Handschriften beeindruckend, ansprechend, originell, unsympathisch, ordentlich oder chaotisch. Wir erkennen schnell, dass jeder Mensch eine für ihn charakteristische Art hat, zu schreiben. Intuitiv möchten wir verstehen, was uns eine Handschrift über den Schreiber zeigt: Ist der Schreiber ernsthaft, leichtsinnig, voller Unternehmungsgeist, ängstlich, rational oder eher emotional betont? Zeigt eine Schrift mehr, als der Schreiber selbst über sich weiß? Sind Schriften Ausdruck einer Haltung, einer Mentalität, eines Lebensstils? Schlagen sich die persönliche Entwicklung oder Lebenserfahrung in der Schrift nieder?

Dies sind Fragen, die sich schon viele gestellt haben. Im 18. Jahrhundert interessierten sich Natur- und Geisteswissenschaftler in verschiedenen Ländern genau für diese Fragen und untersuchten, ob einzelne Schriftzeichen bestimmten Charaktereigenschaften zugeordnet werden können. Darunter waren Theologen, Philosophen, Schriftsteller, Ärzte, Psychiater und Chemiker. Im Laufe der Zeit wurden psychologische Erkenntnisse und Persönlichkeitstheorien entwickelt, die dem Interpretieren und Deuten von Handschriften zugrunde gelegt wurden. Es entstand die Lehre von der systematischen Handschriftenanalyse, auch Graphologie genannt, die auf dem Erfassen und Verknüpfen von Einzelmerkmalen sowie einem ganzheitlichen, phänomenologischen Zugang beruht.

Die Beschäftigung mit Schriften ist spannend, bereichernd und packend. Dies vermittelt das Einführungsseminar in die Graphologie, in dem wir uns gemeinsam und in Kleingruppen mit Handschriften anderer Menschen sowie unserer eigenen beschäftigen, um herauszufinden, was die Handschrift über den Schreiber aussagt.

Zum Seminar bitte Schreibzeug, den Lieblingsstift bzw. die Lieblingsstifte, ein Geodreieck und Lineal mitbringen.