Spieglein, Spieglein an der Wand ...
Am Freitag, 19. Mai, findet ein Cusanus.Dialog zum Thema Schönheit statt. Beginn ist um 19.30 Uhr. In einer Diskussion wird das Thema der Schönheit aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.
Seit jeher empfinden, verstehen und deuten Menschen Schönheit höchst individuell. Alle haben ihre Maßstäbe, nach denen sie Menschen, Kunstwerke, Landschaften, Kleidung als schön oder eben nicht schön empfindet. Nicht zuletzt durch das Aufkommen vieler Fotoverarbeitungsprogramme und Apps können Menschen ihr Äußeres retuschieren und sich so ins Bild setzen, dass sie sich als schön und für andere womöglich auch als anziehend darstellen. Dabei bewegt sie auch die Frage: empfindet mich der/die andere aber genauso als schön? Was sind Menschen bereit zu investieren, um an ihrer Schönheit zu feilen? Was nehmen Menschen im Rahmen von Diäten u.a. auf sich, um bestimmten Schönheitsidealen zu entsprechen? Diesen und anderen Fragen gehen die Referent/innen des Dialog.Abends unter fachkundiger Moderation nach.
Es diskutieren:
Georg Siller, Meran, Philosoph, Lehrer
Markus Moling, Brixen, Theologe, Philosoph und Hobbyfotograf
Dr. Alexander Gardetto, Brixen, Schönheitschirurg in einer Klinik, bei humanitären Einsätzen in Afrika engagiert
Barbara Hilber, St. Lorenzen, ehemalige Miss Südtirol, Inhaberin einer Modelagentur
Termin: Freitag, 19. Mai, 19.30 Uhr
Ort: Cusanus-Akademie
Es diskutieren:
Georg Siller, Meran, Philosoph, Lehrer
Markus Moling, Brixen, Theologe, Philosoph und Hobbyfotograf
Dr. Alexander Gardetto, Brixen, Schönheitschirurg in einer Klinik, bei humanitären Einsätzen in Afrika engagiert
Barbara Hilber, St. Lorenzen, ehemalige Miss Südtirol, Inhaberin einer Modelagentur
Termin: Freitag, 19. Mai, 19.30 Uhr
Ort: Cusanus-Akademie
Der Meraner Philosoph Georg Siller ist einer der Teilnehmer am Cusanus.Dialog zum Thema Schönheit.
Was gehört zu Schönheit?
Georg Siller: Auch wenn es die Schönheit als solche nicht gibt, kann es sinnvoll sein, über das Gemeinsame verschiedener Schönheitserfahrungen zu sprechen. Wenn wir die Vielfalt alltäglicher Verwendungen von Schönheitswörtern anschauen, wird jedoch schnell klar, wie unterschiedlich das sein kann, von dem da gerade die Rede ist. Dass es ein umfassendes Definitionsmerkmal für all die schönen „Dinge“ gibt, möchte ich deshalb ernsthaft bezweifeln. „Schön“ kann so viel wie „angenehm“ oder „stimmig“ bedeuten, kann sich also auf das beziehen, was uns in irgendeiner Form gefällt oder unseren Erwartungen und Interessen entspricht. Daneben gibt es aber auch jene Schönheitserfahrungen, in denen unsere Kontrolle verlorengeht, wo wir uns einer Macht gegenübergestellt fühlen, die uns in ihren Bann zieht. In dieser Form kann uns das Schöne unsere eigenen Interessen und Bedürfnisse vergessen lassen. Das kann aber auch so weit gehen, dass wir das Schöne mit dem „Erhabenen“ in Verbindung bringen. „Das Schöne ist des Schrecklichen Anfang“, formulierte Rilke. Die Beschreibung des Schönen kann also von „nett“ und „wohlgestaltet“ bis zu „überwältigend“ reichen.
Wer definiert, was schön ist?
Georg Siller: Man sagt gerne, dass Schönheit im Auge des Betrachters oder der Betrachterin liegt. Aber wir können nicht willkürlich entscheiden, was für uns schön oder hässlich ist. Schönheit gewinnt unsere Zustimmung, ohne dass wir etwas dagegen machen können. Hier finden sich ja gerade auch tragische Aspekte rund um die Schönheit, weil die Wirkung von Schönheit unser Gerechtigkeitsverständnis verletzt. Immer wieder möchten wir aus irgendwelchen vernünftigen Gründen etwas oder jemanden als schön oder auch nicht schön definieren, doch die faktische Wahrnehmung ist sehr oft stärker. Und da Schönheit eine gewisse Macht besitzt, versuchen wir andererseits, Schönheit als Mittel einzusetzen, um die Betrachtenden in ihrem Urteil zu überrumpeln. Die für den Alltag konkretere Frage ist daher wohl nicht, wie wir Schönheit definieren, sondern wie wir uns selbst über ein schönes (im Sinne von: attraktives) Äußeres definieren können.
Wie wichtig ist Schönheit?
Georg Siller: Die Frage ließe sich einmal kulturbezogen beantworten, da ja gewisse Schönheitsmerkmale eine zunehmend dominante Rolle zu spielen scheinen. Bestimmte Kriterien von Attraktivität wirken sich auf eine Weise auf die Gestaltung unserer Körper aus, dass man sich fragen kann, ob denn nun doch noch der Körper der Gefangene des Geistes geworden ist und nicht umgekehrt, wie ja lange gesagt wurde. Die Wichtigkeit von Schönheit kann aber auch noch grundsätzlicher zum Thema gemacht werden. Das Schöne hat in seiner starken Form die Fähigkeit, Sinn zu stiften. Das hieße, dass es von nicht zu überbietender Wichtigkeit ist. Dabei darf Schönheit allerdings nicht auf körperliche Attraktivität beschränkt bleiben, sondern muss wie in Platons Symposion auch bei schönen Handlungen, schönen Erkenntnissen und anderem gesucht werden. Unter Umständen kann die Schönheit einer einzigen Geste einem ganzen Leben Sinn geben.
Welche Vorteile hat Schönheit?
Georg Siller: Schönheit kann nur Vorteile haben, wenn sie als Mittel zu einem Zweck verstanden wird. Nur dann kann sie zur Erreichung eines Zieles Vorteile verschaffen. Hier zeigen uns verschiedene Studien, wie vorteilhaft ein ästhetisches Äußeres für Menschen sein kann, da wir dazu tendieren, ein solches Äußeres mit guten Charaktereigenschaften zu assoziieren. Das Schöne ist aber nicht nur das unseren Interessen dienende Mittel, sondern in einer „höheren“ Bedeutung selbst ein Zweck, sowohl wenn es um die Schönheit unserer eigenen Person als auch um die Schönheit anderer Menschen und Dinge geht. In diesen beiden Fällen bringt uns die Schönheit nicht „etwas“, sondern alles. „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“, meinte Nietzsche dazu.
Wer und was ist für Sie schön?
Georg Siller: Es gibt Personen, die schön sind, weil ich sie liebe. Aber, ehrlich gesagt, sind sie tatsächlich schön. Außerdem bin ich angezogen von der Schönheit von Landschaften oder auch von sprachlichen Formulierungen. Grundsätzlich kann ich mit einer „selbstvergessenen“ Schönheit sehr viel anfangen, also mit einer Schönheit, die einfach ohne entsprechende Bemühung da ist. Ich verstehe zwar das Konzept einer „vollendeten“ Schönheit, bei der Bemühung und Kunstfertigkeit auf einem so hohen Niveau beteiligt sind, dass sie gerade nicht mehr sichtbar sind, habe aber doch eine Vorliebe für überraschende, nicht inszenierte Schönheitserfahrungen.
Was gehört zu Schönheit?
Georg Siller: Auch wenn es die Schönheit als solche nicht gibt, kann es sinnvoll sein, über das Gemeinsame verschiedener Schönheitserfahrungen zu sprechen. Wenn wir die Vielfalt alltäglicher Verwendungen von Schönheitswörtern anschauen, wird jedoch schnell klar, wie unterschiedlich das sein kann, von dem da gerade die Rede ist. Dass es ein umfassendes Definitionsmerkmal für all die schönen „Dinge“ gibt, möchte ich deshalb ernsthaft bezweifeln. „Schön“ kann so viel wie „angenehm“ oder „stimmig“ bedeuten, kann sich also auf das beziehen, was uns in irgendeiner Form gefällt oder unseren Erwartungen und Interessen entspricht. Daneben gibt es aber auch jene Schönheitserfahrungen, in denen unsere Kontrolle verlorengeht, wo wir uns einer Macht gegenübergestellt fühlen, die uns in ihren Bann zieht. In dieser Form kann uns das Schöne unsere eigenen Interessen und Bedürfnisse vergessen lassen. Das kann aber auch so weit gehen, dass wir das Schöne mit dem „Erhabenen“ in Verbindung bringen. „Das Schöne ist des Schrecklichen Anfang“, formulierte Rilke. Die Beschreibung des Schönen kann also von „nett“ und „wohlgestaltet“ bis zu „überwältigend“ reichen.
Wer definiert, was schön ist?
Georg Siller: Man sagt gerne, dass Schönheit im Auge des Betrachters oder der Betrachterin liegt. Aber wir können nicht willkürlich entscheiden, was für uns schön oder hässlich ist. Schönheit gewinnt unsere Zustimmung, ohne dass wir etwas dagegen machen können. Hier finden sich ja gerade auch tragische Aspekte rund um die Schönheit, weil die Wirkung von Schönheit unser Gerechtigkeitsverständnis verletzt. Immer wieder möchten wir aus irgendwelchen vernünftigen Gründen etwas oder jemanden als schön oder auch nicht schön definieren, doch die faktische Wahrnehmung ist sehr oft stärker. Und da Schönheit eine gewisse Macht besitzt, versuchen wir andererseits, Schönheit als Mittel einzusetzen, um die Betrachtenden in ihrem Urteil zu überrumpeln. Die für den Alltag konkretere Frage ist daher wohl nicht, wie wir Schönheit definieren, sondern wie wir uns selbst über ein schönes (im Sinne von: attraktives) Äußeres definieren können.
Wie wichtig ist Schönheit?
Georg Siller: Die Frage ließe sich einmal kulturbezogen beantworten, da ja gewisse Schönheitsmerkmale eine zunehmend dominante Rolle zu spielen scheinen. Bestimmte Kriterien von Attraktivität wirken sich auf eine Weise auf die Gestaltung unserer Körper aus, dass man sich fragen kann, ob denn nun doch noch der Körper der Gefangene des Geistes geworden ist und nicht umgekehrt, wie ja lange gesagt wurde. Die Wichtigkeit von Schönheit kann aber auch noch grundsätzlicher zum Thema gemacht werden. Das Schöne hat in seiner starken Form die Fähigkeit, Sinn zu stiften. Das hieße, dass es von nicht zu überbietender Wichtigkeit ist. Dabei darf Schönheit allerdings nicht auf körperliche Attraktivität beschränkt bleiben, sondern muss wie in Platons Symposion auch bei schönen Handlungen, schönen Erkenntnissen und anderem gesucht werden. Unter Umständen kann die Schönheit einer einzigen Geste einem ganzen Leben Sinn geben.
Welche Vorteile hat Schönheit?
Georg Siller: Schönheit kann nur Vorteile haben, wenn sie als Mittel zu einem Zweck verstanden wird. Nur dann kann sie zur Erreichung eines Zieles Vorteile verschaffen. Hier zeigen uns verschiedene Studien, wie vorteilhaft ein ästhetisches Äußeres für Menschen sein kann, da wir dazu tendieren, ein solches Äußeres mit guten Charaktereigenschaften zu assoziieren. Das Schöne ist aber nicht nur das unseren Interessen dienende Mittel, sondern in einer „höheren“ Bedeutung selbst ein Zweck, sowohl wenn es um die Schönheit unserer eigenen Person als auch um die Schönheit anderer Menschen und Dinge geht. In diesen beiden Fällen bringt uns die Schönheit nicht „etwas“, sondern alles. „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“, meinte Nietzsche dazu.
Wer und was ist für Sie schön?
Georg Siller: Es gibt Personen, die schön sind, weil ich sie liebe. Aber, ehrlich gesagt, sind sie tatsächlich schön. Außerdem bin ich angezogen von der Schönheit von Landschaften oder auch von sprachlichen Formulierungen. Grundsätzlich kann ich mit einer „selbstvergessenen“ Schönheit sehr viel anfangen, also mit einer Schönheit, die einfach ohne entsprechende Bemühung da ist. Ich verstehe zwar das Konzept einer „vollendeten“ Schönheit, bei der Bemühung und Kunstfertigkeit auf einem so hohen Niveau beteiligt sind, dass sie gerade nicht mehr sichtbar sind, habe aber doch eine Vorliebe für überraschende, nicht inszenierte Schönheitserfahrungen.